Was kann Beteiligungskapital bei der Nachfolge im Mittelstand leisten?
Ein Gastbeitrag von Dr. Dirk Neukirchen, Allistro, Frankfurt am Main – Private Equity Newsletter XVI
Was kann Beteiligungskapital bei der Nachfolge im Mittelstand leisten?
Lange Zeit hatte der deutsche Mittelstand gegenüber Beteiligungskapital Berührungsängste. In den letzten Jahren bekommen Nachfolgeregelungen durch den häufigeren Verkauf an Finanzinvestoren jedoch eine immer höhere Bedeutung. Dies ist einerseits auf die von Jahr zu Jahr steigende Anzahl an Familienunternehmen, die keinen geeigneten familieninternen Nachfolger finden, zurückzuführen. Gründe hierfür sind hier z.B. der Geburtenrückgang in den vergangenen Jahrzehnten – ohne Kinder, kein Nachfolger – aber auch das freie Denken der Generation „Y“, welche oft nicht an der Weiterführung der Familientradition interessiert ist. Anderseits konnten die Beteiligungsgesellschaften bei vielen Mittelstandunternehmen nachweislich einen positiven Aktivitätenbeitrag leisten. Das stärkt das Vertrauen seitens des Mittelstands.
Verkauf an strategischen Partner oder an eine Beteiligungsgesellschaft?
Ist die Entscheidung erst einmal für einen Unternehmensverkauf gefallen, stellt sich für den Unternehmer die Frage: Wer soll denn mein Lebenswerk erwerben? Der strategische Käufer – ein Wettbewerber, Kunde oder Lieferant – kauft Know-how und Kernkompetenzen, um Synergiepotentiale zu nutzen und ist daher oft bereit, neben dem Unternehmenswert eine strategische Prämie zu bezahlen. Eine Beteiligungsgesellschaft stellt allein das heutige Unternehmen mit seinen Fähigkeiten und Potenzialen zur künftigen Entwicklung ins Zentrum der Beurteilung. In den meisten Fällen wird daher der richtige strategische Käufer bereit sein, einen höheren Kaufpreis zu bezahlen als eine Beteiligungsgesellschaft. Die Gründe eines strategischen Käufers können dabei sehr vielfältig sein, wie z.B. die Erweiterung des vorhandenen Produktportfolios, das Umgehen von Technologiebarrieren oder die Erhöhung der bestehenden Produktionskapazitäten durch die erworbenen Kapazitäten, etc. Damit ein strategischer Käufer diese Potenziale auch für sich beurteilen kann, benötigt er im Vorfeld umfangreiche, teilweise sehr sensible Daten. Sollte es dann doch zu keinem Abschluss kommen, können diese Daten in die Hände eines Wettbewerbers, Kunden oder Lieferanten gelangen. Nach dem Kauf muss ein strategischer Käufer zudem den strategischen Teil des Kaufpreises rechtfertigen und die identifizierten strategischen Potenziale auch umsetzen. Was passiert mit dem Unternehmen, den Mitarbeitern, den Standorten, der Marke in der Umsetzung der strategischen Prämie, denn nur in den seltensten Fällen bietet das zu erwerbende Unternehmen als Ganzes Synergiepotenziale? Oft kommt es sogar zur sofortigen Ablösung des Unternehmers und einer Integration der benötigten bzw. dem Abbau von nicht benötigten Unternehmenseinheiten. Das Unternehmen hört in seiner ursprünglichen Form auf zu bestehen, zwar nicht unbedingt sofort aber im Laufe der Zeit wird es Teil einer neuen Struktur.
Beteiligungskapital als nachhaltigere Option
Eine Beteiligungsgesellschaft dagegen setzt auf den bestehenden Potenzialen des Unternehmens auf und möchte diese, oft mit Unterstützung des veräußernden Unternehmers, weiterentwickeln. Weiteres Wachstum soll gefördert, die Marktposition des Unternehmens gefestigt werden. Der Erhalt der Unternehmensstruktur und der noch wichtigeren Unternehmenskultur sind dafür unerlässlich. Bietet eine Beteiligungsgesellschaft in ihrer Kaufpreisstruktur dem Unternehmer zudem noch an, von der künftigen Entwicklung mit zu profitieren, dann gleichen sich die von den unterschiedlichen Käufergruppen angebotenen Kaufpreise in der Gesamtbetrachtung meistens an. Die richtige Wahl eines externen Nachfolgers erfordert daher vom Unternehmer, sich frühzeitig klar darüber zu werden, wie er sich die Übergabe und die gewünschte zukünftige Entwicklung seines Unternehmens vorstellt. In Verbindung mit einer Wachstumsfinanzierung bedeutet es die Basis einer unternehmerischen partnerschaftlichen Zusammenarbeit, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Im Rahmen der Gesellschafternachfolgeregelung ist es das Wissen, dass die Gesellschaft von ihrem Geschäftsansatz und Ihrer Struktur her auch in Zukunft kontinuierlich am bisherigen Standort arbeitsplatzsichernd nachhaltig weiterentwickelt wird, abseits der kurzfristigen Taktungen veröffentlichungspflichtiger Quartalsberichte, wie sie häufig bei strategischen Käufern zu finden sind.
Vertrauen und gegenseitiger Respekt als die wichtigste Währung im Mittelstand
Vertrauen und gegenseitiger Respekt sowie die Wertschätzung der bis dato geleisteten Arbeit des mittelständischen Unternehmers bildeten die Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen ihm und der Beteiligungsgesellschaft. Wir sind davon überzeugt, dass erfolgreiches Investieren maßgeblich von langfristigem und verantwortungsbewussten Handeln bestimmt wird. Eine von Vertrauen, Respekt und Nachhaltigkeit geprägte Unternehmenskultur sowie die Sensibilisierung für ressourcenschonendes Wirtschaften haben für unsere Beteiligungen höchste Priorität. Die Werte des Mittelstandes sowie dessen Verantwortung für die Gesellschaft sind unserer Ansicht nach die Grundlage für erfolgreiche Investitionen. Private-Equity-Fonds mit einer kurzfristigen Gewinnorientierungsmaxime dürften es schwer haben, die Perlen des Mittelstandes für sich zu gewinnen.
FAZIT
Um die Tradition des Unternehmens zu erhalten, bietet Beteiligungskapital wohl die beste Lösung für die Nachfolgereglung. Mittelständischen Unternehmern wird aber nahegelegt, bei der Partnerwahl sehr selektiv vorzugehen. Schließlich soll sichergestellt werden, dass der neue Eigentümer oder Mitgesellschafter aktiv zur erfolgreichen und vor allem nachhaltigen zukünftigen Entwicklung des Unternehmens und auch der Kultur im Sinne des Gründers beiträgt.
Dieser Artikel ist zuerst erschienen im WM Private Equity Newsletter XVI,
herausgegeben von WERTPAPIER-MITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG
Über Dr. Dirk Neukirchen
Dirk Neukirchen arbeitet seit über 25 Jahren im mittelständischen Beteiligungsgeschäft sowie in der Beratung von Nachfolgeregelungen.
Von 1984 bis 1990 studierte er Betriebswirtschaftslehre in Saarbrücken und Frankfurt am Main. 1995 promovierte er in Mannheim. Nach Erfahrungen in der Industrie und der Beteiligungsberatung wechselte er in eine führende Position einer in Frankfurter ansässigen Beteiligungsgesellschaft, bevor er anschließend das Private Equity Geschäft der SIGNAL IDUNA aufbaute.
Im Jahr 2010 gründete Dirk Neukirchen die ALLISTRO GmbH (vormals ALLISTRO CAPITAL, Gesellschaft für Beteiligungsberatung mbH), der er bis heute als Geschäftsführender Gesellschafter vorsteht.
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